Das Anker-Bojen-Prinzip
Das Anker-Bojen-Prinzip in FileMaker – Modularität trifft Flexibilität
FileMaker ist bekannt für seine Vielseitigkeit und Effizienz bei der Erstellung maßgeschneiderter Datenbanklösungen. Ein entscheidendes Designkonzept, das in der FileMaker-Entwicklung oft zum Einsatz kommt, ist das Anker-Bojen-Prinzip. Dieses Prinzip bietet nicht nur eine klare Struktur, sondern auch die Flexibilität, sich dynamisch an die Bedürfnisse von Unternehmen anzupassen.
Es kommt natürlich gerade bei Eigenentwicklungen immer wieder vor, das dieser Designansatz von Anfang an nicht umgesetzt wurde. Teils aus Unwissen, teils auch aus Bequemlichkeit. So ist es natürlich für den Laien unergründlich warum schon während der ersten Schritte eine UML erstellt wird die jede Tabelle als Anker vorhält und alle weiteren Anker schon als Bojen mit integriert werden. Das ganze bevor überhaupt an Layout-Arbeiten oder das Skripten gedacht werden kann.
Doch das Anker-Bojen-Prinzip ist nicht nur ein starrer Leitfaden. In einer fortschrittlichen Interpretation kann ein Anker auch als Boje fungieren – eine Dynamik, die das volle Potenzial dieses Konzepts entfaltet.
Was ist das Anker-Bojen-Prinzip?
Das Anker-Bojen-Prinzip ist ein Konzept zur Organisation von Beziehungen in einer FileMaker-Datenbank. Es teilt die Struktur in sogenannte Anker und Bojen auf: • Anker: Dies ist die zentrale Tabelle eines Moduls. Sie dient als Ausgangspunkt für alle Beziehungen. • Bojen: Diese Tabellen sind mit dem Anker verknüpft und stellen zusätzliche Daten bereit.
Durch diese klare Trennung bleiben Module übersichtlich, was die Entwicklung und Wartung erleichtert.
Die Erweiterung: Ein Anker kann auch als Boje fungieren
Das Besondere an FileMaker ist seine Flexibilität. Eine Tabelle, die in einem Modul als Anker fungiert, kann in einem anderen Modul selbst als Boje genutzt werden. Diese dynamische Nutzung erlaubt es, zentrale Datenquellen wie „Kunden“ oder „Produkte“ effizient in verschiedenen Kontexten einzubinden, ohne Redundanz zu schaffen.
Ein Beispiel aus der Praxis 1. Modul “Kundenverwaltung” • Anker: Tabelle „Kunden“ • Bojen: • „Rechnungen“ (über Kunden-ID) • „Bestellungen“ (über Kunden-ID) • „Notizen“ (über Kunden-ID) In diesem Modul steht der Kunde im Zentrum. Alle Bojen liefern zusätzliche Daten, die direkt mit dem Kunden verknüpft sind. 2. Modul “Rechnungsmanagement” • Anker: Tabelle „Rechnungen“ • Bojen: • „Rechnungspositionen“ (über Rechnungs-ID) • „Produkte“ (über Produkt-ID) • „Kunden“ (über Kunden-ID) Hier wird die Tabelle „Kunden“, die zuvor der Anker war, als Boje angebunden, um Kundendaten wie Namen oder Adressen für Rechnungen bereitzustellen.
Fazit: Die Tabelle „Kunden“ ist einmal Anker und einmal Boje. Dies zeigt, wie flexibel und leistungsstark das Konzept ist.
Warum ist diese Flexibilität wichtig?
- Modularität bleibt erhalten
Auch wenn eine Tabelle sowohl als Anker als auch als Boje genutzt wird, bleibt die Struktur modular. Jedes Modul kann unabhängig entwickelt, getestet und erweitert werden.
- Minimierung von Redundanz
Anstatt Daten mehrfach zu speichern oder komplexe Beziehungen zu erstellen, wird eine zentrale Tabelle dynamisch eingebunden. Dies sorgt für konsistente Daten und vermeidet unnötige Speicherlast.
- Effizienz und Wiederverwendbarkeit
Tabellen wie „Kunden“ oder „Produkte“ sind in vielen Geschäftsprozessen relevant. Ihre flexible Nutzung spart Zeit und erhöht die Effizienz bei der Entwicklung.
Anker und Bojen als Rollen
Ein Anker ist wie ein Hafen: stabil, zentral und eine Anlaufstelle für Bojen. Doch auch ein Hafen kann Teil eines größeren Netzwerks sein und als kleiner Knotenpunkt für ein globales Handelssystem fungieren. In ähnlicher Weise sind Tabellen in FileMaker keine starren Einheiten – sie übernehmen dynamisch die Rolle, die gerade benötigt wird.
Manchmal ist eine Tabelle die zentrale Quelle (Anker), manchmal eine unterstützende Verbindung (Boje). Beide Rollen sind gleichwertig und entscheidend für das Funktionieren des Systems.
Vorteile des Anker-Bojen-Prinzips 1. Klarheit und Übersichtlichkeit Das Prinzip sorgt für eine saubere Trennung der Beziehungen, wodurch Datenbanken leichter zu warten und zu erweitern sind. 2. Skalierbarkeit Mit dem Wachstum eines Unternehmens können neue Module problemlos hinzugefügt werden, ohne bestehende Strukturen zu gefährden. 3. Effizienz in der Entwicklung Die Wiederverwendbarkeit von Tabellen als Anker oder Boje reduziert den Entwicklungsaufwand und beschleunigt die Implementierung neuer Anforderungen. 4. Flexibilität bei Änderungen Geschäftsprozesse ändern sich oft. Mit dem Anker-Bojen-Prinzip lassen sich Änderungen schnell und effizient umsetzen, ohne das gesamte System umstellen zu müssen.
Die doppelte Funktion: Boje und Anker gleichzeitig
Eine Boje kann nicht nur Informationen liefern, sondern in anderen Kontexten auch eine zentrale Anlaufstelle sein. Beispielsweise könnten „Rechnungen“ in einem Modul die Boje sein, in einem anderen Modul aber der Anker, der weitere Daten wie „Zahlungen“ oder „Mahnungen“ organisiert. Diese Dynamik macht das Anker-Bojen-Prinzip zu einem lebendigen, anpassungsfähigen Konzept.
Meine persönliche Vorgehensweise
Jede Tabelle ist einmal innerhalb des Datenmodels als Anker definiert. Jeder Anker ist definitiv auch als Boje an jedem Anker zu finden. Alle Tabellen werden ja namentlich in der Datenstruktur automatisch in FileMaker hinterlegt. Tabelle Rechnung, als Tabelle Rechnung, Tabelle Kontakte als Tabelle Kontakte. Diese sortiere ich mir in einen Bereich der Datenbankstruktur. Bezeichnung -Arbeitstabellen-. Dann dupliziere ich mir z.B. die Tabelle Kontakte. Als neuer Name, wird bei mir dann die Bezeichnung -T01_KONTAKTE- verwendet. Durch die Schreibweise weiss ich an jeder stelle von FileMaker, es handelt sich um die Tabelle -Kontakte-. Die Tabelle Rechnung, wäre dann z.B. -T02_RECHNUNG-. Will ich die Rechnungstabelle an die Kontakttabelle hängen, dann wäre die Bezeichnung -T01_kontakte_RECHNUNG||id_kontakt-. Nun kann ich ohne Probleme erkennen wo die Tabellen hinlaufen, über welche ID,s referenziert wird. Will ich jetzt z.B. im Layout -Kontakt- alle Rechnungen des Kontaktes sehen, reicht das anlegen eines Portals. Als Tabelle des Portals wähle ich, -T01_kontakte_RECHNUNG||id_kontakt-. Schon werden mir nur die Rechnungen dieses Kontaktes angezeigt. Kein Filter ist notwendig. Warum diese Art der Bezeichnungen? Jeder der mit FileMaker arbeitet kommt an den Punkt z.B. Werte aus oder über Referenzen zu holen. Durch die konsequente Anwendung dieser Art der Bezeichnungen kann ich immer durch alle Referenzen scrollen und diese sind sortiert. Kein langes suchen ist mehr notwendig.
Zusammenfassung
Das Anker-Bojen-Prinzip in FileMaker ist weit mehr als eine Designregel. Es bietet eine durchdachte Struktur, die sowohl Flexibilität als auch Modularität unterstützt. Die Fähigkeit, dass ein Anker in einem Modul auch als Boje in einem anderen fungieren kann, macht dieses Prinzip unschlagbar effizient.
Egal, ob es um die Verwaltung von Kunden, die Abwicklung von Bestellungen oder die Erstellung von Berichten geht – das Anker-Bojen-Prinzip sorgt für Klarheit, Wiederverwendbarkeit und Anpassungsfähigkeit. Und genau diese Eigenschaften machen es zu einem unverzichtbaren Werkzeug für alle, die mit FileMaker arbeiten.